Interview mit Celine Nadolny

Geschrieben von Larisa Leonteva | 23.09.2025 08:31:15
„Am Ende wirst du nicht reich durch das, was du verdienst, sondern durch das, was du behältst.“
Celine Nadolny ist Gründerin von Book of Finance und eine leidenschaftliche Leserin, die ihr Wissen rund um Finanzen, Persönlichkeitsentwicklung und Erfolg mit einer großen Community teilt. Mit über 950 gelesenen Büchern hat sie ihre Plattform aus reiner Begeisterung für Wissen und Weitergabe von Mehrwert aufgebaut – authentisch, unabhängig und immer ehrlich. Heute inspiriert sie Menschen, ihre Finanzen und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.
 
Celine, du hast aus eigener Kraft eine beeindruckende Plattform aufgebaut – aber was war der allererste Moment, in dem du gespürt hast: „Ich will mehr als nur mitspielen – ich will gestalten“?
Ganz ehrlich: Ich hatte nie diesen einen Moment, in dem ich mir dachte: „Jetzt will ich nicht mehr nur mitspielen, jetzt will ich gestalten.“ Das klingt im Nachhinein fast so, als hätte ich einen strategischen Masterplan gehabt – aber so war es nicht. Für mich war es viel einfacher und ehrlicher: Ich habe gemerkt, dass es die Plattform, die ich mir selbst als Büchereule immer gewünscht hätte, einfach nicht gab.
Also habe ich mir gedacht: Dann erschaffe ich sie eben selbst. Ich habe den Account gestartet, mit den Inhalten gefüllt, die ich mir selbst damals gewünscht hätte – ohne große Agenda, sondern aus purer Leidenschaft und Überzeugung. Es war mehr eine Art Selbsthilfe-Projekt als der Plan, etwas Großes aufzubauen.
Dass daraus irgendwann eine Plattform gewachsen ist, die so viele Menschen erreicht, war für mich anfangs völlig unvorstellbar. Weder hatte ich die Absicht noch die Erwartung, dass es einmal so groß werden würde. Meine Motivation war nie: „Ich will Reichweite oder Einfluss.“ Meine Motivation war: „Ich will einen Ort schaffen, den ich mir selbst so sehr gewünscht hätte.“
Und genau das hat mich bis heute geprägt: Ich bin überzeugt, dass echte Gestaltung oft dann entsteht, wenn man nicht aus Berechnung, sondern aus echtem Bedürfnis und Leidenschaft heraus handelt. Alles andere – die Größe, die Reichweite, der Einfluss – war am Ende nur eine schöne Konsequenz, aber nie das ursprüngliche Ziel.
 
Viele Menschen glauben, sie müssten erst alles wissen oder perfekt planen, bevor sie loslegen. Was hat dir geholfen, trotz Unsicherheiten ins Handeln zu kommen?
Wenn ich ehrlich bin, gehöre ich selbst genau zu den Menschen, die nicht einfach losrennen, ohne vorbereitet zu sein. Ich habe zum Beispiel erst angefangen, über Bücher zu schreiben, als ich schon über 350 gelesen hatte. Ich wollte erst einmal selbst tief eintauchen, bevor ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, meine Gedanken öffentlich zu teilen.
Deshalb habe ich auch nie diesen „Fake it until you make it“-Ansatz vertreten – im Gegenteil. Ich halte es für gefährlich, ohne Substanz in die Öffentlichkeit zu gehen und den Leuten dann halbgare Inhalte zu präsentieren. Das führt meiner Meinung nach nur dazu, dass die eigene Unsicherheit als vermeintliche Authentizität verkauft wird. Für mich fühlt sich das nicht richtig an.
Was mir geholfen hat, ins Handeln zu kommen, war also nicht die Vorstellung, dass man einfach mal drauflosmacht, sondern der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte: Jetzt habe ich genug gelesen, gelernt und ausprobiert, um einen echten Mehrwert zu geben. Ich bin fest davon überzeugt, dass man sich mit einem Thema intensiv auseinandergesetzt haben sollte, bevor man andere daran teilhaben lässt.
Natürlich heißt das nicht, dass man in Perfektionismus verfallen soll – wenn man ewig wartet, bis wirklich alles perfekt ist, kommt man nie ins Tun. Aber für mich gibt es einen klaren Unterschied zwischen „Ich starte, obwohl ich noch nicht alles weiß“ und „Ich starte, obwohl ich gar keine Grundlage habe.“ Letzteres finde ich schlichtweg fahrlässig. Mein Weg war also immer: Substanz aufbauen, sich intensiv beschäftigen – und dann loslegen, auch wenn vielleicht nicht alles perfekt ist.
 
Finanzielle Unabhängigkeit ist ein großes Wort – was bedeutet es für dich ganz persönlich, und warum beginnt dieser Weg oft nicht bei Zahlen, sondern im Kopf?
Finanzielle Unabhängigkeit ist für mich tatsächlich ein sehr großes Wort – und gleichzeitig eines, das sich leider abgenutzt hat. Zu viele Menschen benutzen es heute inflationär, oft ohne wirklich verstanden zu haben, was es bedeutet, oder mit einer Intention, die für mich nicht zum Kern passt.
Für mich hat finanzielle Unabhängigkeit verschiedene Ebenen. Ganz am Anfang steht die Sicherheit: in Notfällen nicht sofort auf andere angewiesen zu sein. Dann geht es weiter zu dem Punkt, an dem ich meine Werte kompromisslos leben kann – zum Beispiel Aufträge ablehnen, die sich für mich nicht richtig anfühlen, oder nicht jedem Kunden nach dem Mund reden zu müssen, nur um meine Rechnungen bezahlen zu können. Das ist für mich echte Unabhängigkeit: die Freiheit, ehrlich meinen Weg zu gehen, ohne Angst vor dem nächsten Monatsende.
In der finalen Stufe bedeutet finanzielle Unabhängigkeit für mich, dass Arbeit nicht mehr existenzsichernd sein muss, sondern ein Ausdruck von Leidenschaft sein darf. Dann arbeite ich nicht, weil ich muss, sondern weil ich will. Das eröffnet die Möglichkeit, mehr auf den eigenen Körper zu hören, Stresslevel zu reduzieren, ausreichend Schlaf zu bekommen und die eigene Energie nicht ständig am Limit zu fahren.
Warum dieser Weg im Kopf beginnt? Ganz einfach: Weil finanzielle Unabhängigkeit nichts ist, was man „mal eben“ erreicht. Es ist ein langer Prozess, der Verzicht, Disziplin und vor allem Klarheit erfordert. Viele Menschen erhöhen mit steigendem Einkommen automatisch auch ihren Konsum – und wundern sich dann, warum sie trotz höherer Gehälter nicht vorankommen. Aber am Ende wirst du nicht reich durch das, was du verdienst, sondern durch das, was du behältst. Dafür brauchst du eine klare innere Haltung.
Und noch etwas: Geld allein darf niemals das Ziel sein. Es ist immer nur ein Mittel zum Zweck. Der eigentliche Motor sind die eigenen Werte, Ziele und der persönliche „Nordstern“. Wenn man das nicht definiert, läuft man Gefahr, irgendwann finanziell frei zu sein – und trotzdem nicht zu wissen, wofür.
 
Auf deinem Weg hast du beeindruckende Anzahl von Bücher gelesen. Gibt es ein Buch, das dir in einem entscheidenden Moment die Augen geöffnet oder dich neu ausgerichtet hat?
Ich könnte gar nicht sagen, dass es das eine Buch gab, das für mich alles verändert hat. Vielmehr war es eine ganze Reihe von Büchern, die mich zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf meinem Weg begleitet und geprägt haben. Erst kürzlich habe ich sogar einen Artikel dazu geschrieben, in dem ich meine fünf wichtigsten Bücher vorgestellt habe.
Wenn ich aber ein paar besonders prägende nennen sollte, dann wäre da auf jeden Fall Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen Covey. Dieses Buch hat mir eine völlig neue Art gezeigt, wie ich an meine Arbeit und auch an mein Business herangehen kann. Es hat mich gelehrt, nicht nur zu reagieren, sondern bewusst zu agieren und meine Energie auf die wirklich wichtigen Dinge zu fokussieren.
Im Finanzbereich hat mich Souverän Investieren von Gerd Kommer stark geprägt. Es hat mir den wissenschaftlichen Blick auf das Thema Geldanlage eröffnet und mir geholfen, mich von kurzfristigen Trends oder oberflächlichen Versprechungen zu lösen und stattdessen einen langfristigen, fundierten Ansatz zu verfolgen.
Dann gibt es noch The Big Five for Life von John Strelecky. Dieses Buch hat mir meinen inneren Kompass neu ausgerichtet und mir eine andere Perspektive auf meine Ziele und meinen Lebenssinn gegeben. Es geht nicht nur um Erfolg im klassischen Sinne, sondern darum, dass die einzelnen Stationen im Leben im Einklang mit dem stehen, was einem wirklich wichtig ist.
Und zuletzt – mein absolutes Herzensbuch: Der Alchemist von Paulo Coelho. Dieses Buch erdet mich immer wieder, es inspiriert mich, meine Träume ernst zu nehmen und sie auch in die Tat umzusetzen. Es erinnert mich daran, dass „Reisen“ nicht nur physisch stattfinden, sondern auch innerlich – dass es wichtig ist, den Mut zum Träumen zu haben und den Weg zu gehen, der wirklich zu mir passt.
All diese Bücher zusammen haben mich in verschiedenen Phasen geprägt, neu ausgerichtet und mir geholfen, meinen ganz eigenen Weg klarer zu sehen.
Deine Marke wirkt sehr authentisch – kein aufgesetztes Image, sondern echtes „Ich“. Wie hast du gelernt, dich zu zeigen, ohne dich zu verbiegen?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich das nie bewusst gelernt. Für mich war es schlicht keine Option, mich zu verstellen. Book of Finest ist aus meiner Leidenschaft heraus entstanden – nicht aus einem Businessplan oder einer strategischen Markenüberlegung. Und weil das Wachstum so schnell kam, blieb mir gar keine Zeit, mir ein künstliches Image zu überlegen oder lange darüber nachzudenken, wie ich wirken möchte.
Von Anfang an war klar: Das hier bin ich. Meine Leidenschaft, meine Gedanken, meine Begeisterung – und eben auch meine Zweifel und Schwächen. Ich habe nie das Bedürfnis verspürt, etwas zu beschönigen oder eine Rolle zu spielen. Stattdessen war es für mich selbstverständlich, alles so zu zeigen, wie es ist.
Ich glaube, genau das macht es für mich auch so einfach, authentisch zu bleiben: Ich muss keine Maske aufsetzen, die ich irgendwann fallen lassen könnte. Ich muss nicht überlegen, wie „meine Marke“ nach außen wirkt – weil meine Marke im Kern einfach ich bin. Und das fühlt sich nicht nur ehrlicher an, sondern macht es auch viel leichter, langfristig dabei zu bleiben.
 
Gab es Rückschläge oder Momente des Zweifelns, in denen du kurz davor warst aufzugeben? Und was hat dich durch diese Phasen getragen?
Natürlich gab es auch für mich schwierige Zeiten. Aber ehrlich gesagt war da nie der Punkt erreicht, an dem ich wirklich ernsthaft darüber nachgedacht hätte, alles hinzuschmeißen. Dafür steckt einfach zu viel Herzblut, Zeit und Leidenschaft in meinem Projekt. Keine Phase war so schlimm, dass ich Existenzängste hatte oder das Gefühl, es ginge gar nicht mehr weiter.
Was es aber durchaus gab, waren Momente, in denen ich mich mehr und mehr von der Bubble abgrenzen musste, in der ich unterwegs war – zum Beispiel von Teilen der Finanz-Blogger-Szene. Ich habe gemerkt, wie viel dort oft unauthentisch oder unehrlich läuft, und das hat mich innerlich beschäftigt. Aber anstatt dass mich das entmutigt hätte, habe ich es eher als Antrieb gesehen. Ich wollte genau die Person sein, die mit den Werten auftritt, die ich mir in dieser Branche selbst wünsche.
Und genau das hat mich getragen: meine eigene Haltung, meine Überzeugung und das Wissen, dass ich damit einen Unterschied machen kann. Dazu kommt mein Umfeld, das für mich extrem wertvoll ist – enge Freunde, Mentoren und viele tolle Menschen, die mir immer wieder Rückhalt geben. Manche meiner „Mentoren“ sind sogar Autor:innen von Büchern, die mich stark geprägt haben – einige wissen davon, andere nicht. Aber genau diese Inspirationsquellen haben mir in zweifelhaften Momenten Kraft gegeben.
Aufgeben war für mich deshalb nie wirklich eine Option. Eher war es jedes Mal ein Impuls, noch klarer meinen eigenen Weg zu gehen.

 

Für alle, die sich gerade festgefahren fühlen oder ganz am Anfang stehen: Was ist der erste kleine Schritt, den sie heute tun können, um wieder in Bewegung zu kommen – beruflich oder persönlich?
Der allererste Schritt ist aus meiner Sicht nicht, direkt loszurennen oder To-do-Listen abzuarbeiten, sondern sich bewusst Zeit zu nehmen. Zeit, um ehrlich über die eigenen Ziele und Leidenschaften nachzudenken. Denn das größte Problem vieler Menschen ist nicht, dass sie „stehen bleiben“, sondern dass sie gar nicht wissen, wohin sie eigentlich wollen – oder dass sie ihren Fokus an falschen Erfolgsparametern ausrichten.
Viele messen sich an Dingen wie Einkommen, Status, Reichweite oder Followerzahlen. Aber wenn das die einzige Orientierung ist, bleibt man irgendwann leer zurück. Wirkliche Bewegung entsteht nicht durch äußere Anerkennung, sondern durch innere Klarheit.
Darum wäre mein erster Tipp: Nimm dir einen ruhigen Moment und stell dir die Frage: Was begeistert mich wirklich? Was möchte ich kultivieren, weil es mir Kraft gibt und weil es mich erfüllt? Sobald du diese Leidenschaft identifizierst, kannst du anfangen, sie Stück für Stück auszubauen.
Denn wenn du an etwas arbeitest, das dir wirklich entspricht, dann entsteht Energie fast automatisch. Du findest Motivation, du wirst besser, dein Angebot entwickelt sich weiter – und das alles fühlt sich nicht wie Zwang an, sondern wie ein natürlicher Prozess. So kommst du in Bewegung, nicht, weil du „musst“, sondern weil du wirklich willst.
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